RECONQUISTA

  • Auftragsmorde - Bemerkenswerte Mordverschwörungen der Geschichte

     

    Verschwörungen zur Ermordung unliebsamer Menschen sind so alt wie das Streben des Menschen nach Macht und Einfluß. Caesar fiel einer solchen Intrige zum Opfer, ebenso wie der germanische Fürst Arminius. Mordverschwörungen lösten Kriege aus, halfen Königen und Fürsten sich ihrer Gegenspieler zu entledigen und sorgten für die Bewahrung von Staatsgeheimnissen. Entgegen der regulären Geschichtsbetrachtung, bei der länger zurückliegende Geschehnisse schlechter dokumentiert sind als jüngere, erweist sich hier oft das Gegenteil: Je kürzer ein solcher Verschwörungsfall zurückliegt, desto schlechter scheint er nachweisbar. Ein gut belegtes Beispiel für eine Mordverschwörung, die als Auslöser eines Krieges diente, war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914.

    Franz Ferdinand von Österreich

    Während eines Besuchs im damals dem österreichischen Kaiserreich zugehörigen Sarajevo wurde der Thronfolger des habsburgischen Kaiserhauses von dem Serben Gavrilo Princip erschossen.    
    Der Attentäter gehörte zu einer Gruppe junger in Bosnien lebender Serben, die in Verbindung zu der serbischen  Offiziersloge „Schwarze Hand“ standen. Diese freimaurerartige Verbindung stritt offiziell für ein freies, slawisches Großserbien, war aber mit dem 1773 gegründeten französischen Freimaurerdachverband „Grand Orient de Paris“ eng verbunden: Der Hauptattentäter Gavrilo Princip wurde gelenkt von Dragutin Dimitrievic, Leiter des Nachrichtenwesens im serbischen Generalstab, Mitglied der serbischen Freimaurer-Loge „Narodna Obrana“ (Tarnname „Apis“) und zugleich Gründer und Führer der „Schwarzen Hand“-Loge. Als er wegen seiner Agitation gegen die serbische Regierung 1917 zum Tode verurteilt wurde, gestand er vor Urteilsvollstreckung den Mordauftrag an Franz Ferdinand erteilt zu haben. Jene „Schwarze Hand“ aber war über die „Narodna Obrana“-Loge mit dem Pariser Grandorient verbandelt war, wobei ein gewisser Dr. Radoslaw Kassimirowitsch als Mitglied der Narodna häufiger Gast der Pariser Loge war. Nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Budapest, bei der er vermutlich genau in den Ablauf der bevorstehenden Reise Franz Ferdinands eingeweiht wurde und entsprechende Vorbereitungen für den Mord treffen konnte, erging der Auftrag an die drei späteren Attentäter.  
    Bereits 1908 hatte der serbische Ministerpräsident Nikolajewitsch, zugleich Vorsitzender der Belgrader Loge, alle europäischen Logenbrüder zur Unterstützung der slawo-serbischen Großmachtpläne aufgerufen. 1910 soll dann der Plan der Beseitigung Franz Ferdinands und darauf aufbauend Kaiser Wilhelms II. durch Freimaurer-Gesandte im Großorient in Paris gefaßt worden sein - anwesend dabei Spekulationen zufolge auch die französischen Politiker Clemenceau und Poincaré. Kurz danach jedenfalls erging die erste Warnung an Franz Ferdinand, die in Form einer Prophezeiung durch eine Wahrsagerin gekleidet war, die offenbar von den Plänen gehört hatte, die in Logenkreisen Verbreitung fanden.

    John F. Kennedy

    Weitaus umstrittener war demgegenüber der Ablauf des wohl bekanntesten Mordfalls der Weltgeschichte: Das Attentat auf John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas. Nachdem jahrzehntelang Zweifel an der Alleintäterschaft des Kommunisten Lee Harvey Oswald als Verschwörungstheorie abgetan wurden, gilt heute die Existenz mehrerer Attentäter als wahrscheinlich,  lediglich über die Hintermänner der Tat wird nach wie vor spekuliert.
    Bereits 1979 hatte ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß des Repräsentantenhauses  nach dreijähriger Arbeit einen weitgehend unbekannten Bericht vorgelegt. Dieser bezeichnete die Ermittlungen des FBI und den auf ihnen basierenden Warren-Report, den bekanntesten Untersuchungsbericht zum Tode Kennedys, als „grob fehlerhaft“; der neue Bericht bestätigte zwar die Ergebnisse der Warren-Kommission, wonach Oswald dreimal auf Kennedy geschossen und ihn mit dem dritten Schuß getötet habe, erklärte es aber für sehr wahrscheinlich, daß es noch einen weiteren, unidentifizierten Schützen gegeben habe, der einen vierten Schuß vom Grashügel an der Dealey Plaza abgegeben habe. Hinter dem Kennedy-Attentat stecke also eine „Verschwörung“, deren Hintermänner unbekannt seien. Auf Grundlage der ihnen vorliegenden Indizien kamen die Ermittler zu dem Schluß, daß weder die sowjetische noch die kubanische Regierung oder das FBI in den Mord verwickelt waren. Eine Verwicklung der Mafia oder von Castro-feindlichen Exilkubanern sei allerdings nicht auszuschließen.
    Das Ergebnis der Untersuchungskommission belegt, wie aus einer ursprünglichen Verschwörungstheorie eine alternative Erklärung wird, auch wenn es sich hier nicht um eine „amtliche Feststellung“ handelte. Zugleich zeigt das Ergebnis aber auch, wie einerseits eine Verschwörung eingeräumt wird — da sich das Gegenteil angesichts der Faktenlage nicht mehr aufrechterhalten ließ — andererseits aber der Verdacht in eine bestimmte Richtung gelenkt wird: Mafia oder Exilkubaner. Eine wesentliche Theorie, nämlich die Verwicklung von Geheimdiensten, wird hier und anderen Orts (z.B. bei Wikipedia) ebenso verschwiegen wie ein sehr wahrscheinliches Motiv: Präsident Kennedy unterzeichnete am 4. Juni 1963 ein präsidiales Dokument, und zwar die „Executive Order Number 11110“, mit dem er das frühere Dokument „Executive Order Number 10289“ außer Kraft setzte. Dieser präsidiale Beschluß ermächtigte den Präsidenten der Vereinigten Staaten, die Herstellung von Banknoten wieder in die Gewalt des Staates zurückzubringen und somit die private, Rothschild-gesteuerte FED-Bank zu entmachten.1
    Bereits 1835 hatte sich ein ähnlich motiviertes Attentat auf einen anderen Präsidenten abgespielt:  Am 30. Januar des Jahres versuchte der arbeitslose englische Anstreicher Richard Lawrence den US-Präsidenten Andrew Jackson mit zwei Pistolen zu erschießen. Beide Pistolen hatten jedoch Ladehemmung, und Jackson konnte den Attentäter überwältigen. Der „unzurechnungsfähige“ Täter wurde später in die Psychiatrie eingewiesen und nie wegen des Attentats angeklagt. Später brüstete sich Lawrence vor Freunden angeblich damit, daß er zu mächtigen Leuten in Europa Kontakt gehabt haben soll, die ihn angestiftet hätten. Unzweifelhaft dürften diese europäischen „Mächtigen“ zu den Bankenkreisen der Rothschilds gezählt haben, die zu dieser Zeit noch nicht so präzise wie in späteren Tagen gearbeitet zu haben scheinen, denn anderenfalls wäre Lawrence wohl direkt nach der Tat beseitigt worden. Jacksons Kommentar zum Attentat gegenüber seinem Vizepräsidenten: „Die Bank, Herr van Buren [US-Vizepräsident], versucht mich zu töten.“2
    Was hier mißlang, könnte in Bezug auf Präsident Lincoln dann am 14. April 1865 erfolgreich gewesen sein. Das jedenfalls legt ein genauerer Blick auf die Umstände seines Todes nahe: Im Amerikanischen Bürgerkrieg 1861-65 finanzierten die Rothschild-Bankiers beide Kriegsparteien, mit Zinssätzen von 24% bis 36%! Präsident Lincoln wollte dem nun Einhalt gebieten, indem er die Ausgabe zinsfreier staatlicher Kredite plante: den sogenannten „Greenback“. Damit wären die Pläne auf eine Anhäufung großer Schulden der USA zugunsten von Bankhäusern durchkreuzt worden. Für den Mord konnte man nach Ende des Unabhängigkeitskrieges einige Ex-Südstaatler und einen vorgeblichen Haupttäter, John Wilkes Booth, gewinnen, der bei seiner Festnahme hilfreicherweise erschossen wurde. Wenig überraschend stoppte Lincolns Nachfolger Andrew Johnson den Greenback.3 Sicherlich eine spekulative Hypothese, aber nichtsdestoweniger auffällig und plausibel scheint es zu sein, daß die Lebenserwartung von Politikern auffällig sinkt, sobald sie sich mit dem herrschenden Finanzsystem anlegen.


    Der Fall Barschel

    Was der Kennedy-Fall für die USA war, bedeutete die  Barschel-Affäre für die BRD. Uwe Barschel, der nach einer von seinem „Medienberater“ Rainer Pfeiffer inszenierten Bespitzelungsaffäre gegenüber seinem SPD-Konkurrenten Björn Engholm als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurückgetreten war, wurde im Oktober 1987 im Genfer Hotel „Beau Rivage“ tot in einer Badewanne aufgefunden.
    Beim Versuch, seine durch die Affäre angegriffene Ehre wiederherzustellen, traf sich der in den führenden Medien als Lügner bezeichnete Politiker mit einem gewissen Robert Orloff, der ihm entlastendes Material versprach. Am Morgen darauf wurde Barschel von Stern-Journalisten tot in seinem Zimmer aufgefunden.
    Obgleich sich die BRD-Presse schnell auf Selbstmord festlegte, existierten schon früh namhafte „Zweifler“: Neben dem damaligen Chefermittler Heinrich Wille waren auch Barschels früherer Freund Joachim Siegerist („Das Testament des Uwe Barschel“) sowie Buchautor Wolfram Baentsch („Der Doppelmord an Uwe Barschel“) von einem Mord überzeugt. Dafür sprach auch die Anwesenheit des deutschen Agenten und BND-Helfers Stefan Mauss in einem wenige hundert Meter entfernten Genfer Hotel am Todestag Barschels.
    Die bislang überzeugendste Erklärung des Falls bot der ehemalige Mossad-Agent und spätere Buchautor Viktor Ostrovsky („Geheimakte Mossad“), der beschrieb, wie der israelische Geheimdienst  Barschel umbrachte: Der israelische Agent Ran alias Orloff traf sich demnach mit Barschel in dessen Zimmer. Der vom deutschen Politiker bestellte Wein war vorher mit Schlafmitteln versetzt worden — sowohl Weinflasche als auch das benutzte Glas wurden daher nach der Tat entsorgt. Nachdem Barschel eingeschlafen war, wurden ihm mittels Speiseröhrenschlauch verschiedene Wirkstoffe eingeflößt. Als der Politiker dann schließlich in die kalte Badewanne gelegt wurde, erlitt er einen Herzstillstand.4
     Das Motiv für die Tat lag Ostrovsky zufolge in der Weigerung des damaligen Ministerpräsidenten einem Waffengeschäft zwischen Mossad und dem Iran im Transit über Schleswig-Holstein zuzustimmen und der Ankündigung, mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen.
    Im Jahre 2010 erhärtete der renommierte Schweizer Toxikologe Professor Hans Brandenberger in einem in der „Welt am Sonntag“ veröffentlichten neuen wissenschaftlichen Gutachten den Verdacht gegen den israelischen Geheimdienst. Brandenberger schreibt, daß die Analyse bis in Details mit der Tötung Barschels übereinstimmt, wie sie der ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky in seinem Buch „Geheimakte Mossad“ geschildert hatte. Auch der frühere Chefermittler im Fall Barschel, der Ex-Leiter der Lübecker Staatsanwaltschaft Heinrich Wille, sah durch das neue Gutachten seine Vermutung bestätigt, daß Barschel ermordet worden ist.5
    Und wie in anderen heimlichen Mordfällen verstarben auch hier mehrere Zeugen: Und trotz der eindeutigen Mordbelege lehnt die zuständige General-
    staatsanwaltschaft von Schleswig-Holstein weitere Untersuchungen zu den Hintergründen ab, wie Ex-Chefermittler Wille in einem Buch enthüllte, das seine Vorgesetzten vergeblich zu verhindern suchten.
     

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