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"Ich kontrolliere Alles und Jeden" - der Fall Epstein
Für die meisten Menschen spielte die Nachricht vom Tode Jeffrey Epsteins am 10. August 2019 keine besondere Rolle; für die wenigen, denen der Name ein Begriff war, schien dagegen sofort klar: Das war kein Selbstmord!
Der Milliardär Epstein war der wohl unbekannteste der mächtigsten Männer Amerikas. Einen Einblick in seine Welt gab er selbst mit folgendem Ausspruch: „Ich kontrolliere jeden und alles. Ich sammle Menschen, ich besitze Menschen, ich kann Menschen Schaden zufügen.“1 Das Geschäftsmodell des Unternehmensberaters basierte auf Erpressung, und zwar einer besonders schmutzigen Variante. Seine Spezialität: Mächtigen Männern minderjährige Mädchen vermitteln, in seinen Häusern in New York und Palm Beach sowie auf seiner Karibik-Privatinsel Little St. James, auf die er seine Gäste mit seinem Privatjet – genannt „Lolita-Express“ - einfliegen ließ. Unter den auserwählten Besuchern befanden sich so illustre Persönlichkeiten wie der britische Prinz Andrew, EX-US-Präsident Bill Clinton, EX-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, US-Schauspieler Kevin Spacey und der saudische Prinz Mohammed bin Salman al-Saud.
Was Epsteins Gäste nicht wußten: Bei ihren Stelldicheins wurden sie gefilmt. Das Material nutzte Epstein, um die unfreiwilligen Filmdarsteller um „Gefallen“ zu bitten. Je jünger die Mädchen waren, desto größer die Forderung. Sehr jung müssen die Mädchen gewesen sein, die Epstein dem Dessous-Milliardär Leslie Wexner (u.a. „Victorias Secret“) vermittelte, das zumindest ist die Vermutung von Insidern.
Wexner nämlich war lange Zeit der einzige Kunde des offiziell als Invest- mentberater auftretenden Epstein und unbestritten die Quelle von dessen plötzlichem Reichtum. Der „Höschen-Milliardär“ überließ seinem Berater 1991 für die folgenden 16 Jahre eine Generalvollmacht über sein Vermögen, ernannte ihn ein Jahr später zum Vorstandsmitglied seiner Wexner-Foundation und überließ ihm 1996 sogar seine Stadtvilla im Wert von 77 Millionen Dollar. Die Wexner-Connection erleichterte Epstein zugleich Frauennachschub für sein besonderes Geschäftsmodell zu rekrutieren. Der Unternehmensberater gründete dafür eine eigene Modelagentur, die offiziell für Wexners Label „Victorias Secret“ tätig war.
Aber nicht nur Epstein selbst profitierte von den verfänglichen Aufnahmen prominenter Männer, sondern auch der israelische Geheimdienst. Die Verbindung zwischen dem Milliardär und dem Mossad stellte Epsteins Gefährtin Ghislaine Maxwell her, Tochter des Filmmoguls und Ex-Mossad-Agenten Robert Maxwell. Der Geheimdienst konnte sich dank des Filmmaterials die „Kooperation“ einiger Politiker sichern, zum Dank stand der New Yorker Milliardär unter besonderem Schutz. Der Bloggerin Maram Susli zufolge war Epstein „Teil einer Mossad-Operation, um Menschen in hohen Regierungspositionen in der ganzen Welt zu erpressen, indem junge Mädchen als Köder benutzt wurden.“2
Dieser besondere Schutz aus seiner Geheimdienst-Verbindung und sein umfangreiches Filmarchiv waren es wohl, die dem inoffiziellen Zuhälter 2006 in einem Verfahren vor einem Bundesgericht wegen Mißbrauchs Minderjähriger halfen. Trotz einer drohenden lebenslänglichen Haftstrafe bot der Beschuldigte dem ermittelnden US-Staatsanwalt Alexander Acosta – dem späteren Arbeitsminister im Kabinett Trump – eine außergerichtliche Einigung an, der die Staatsanwaltschaft zustimmte: Epstein erhielt lediglich eine 18-monatige Haftstrafe unter ungewöhnlich milden Bedingungen: So hatte er täglich bis zu zwölf Stunden Freigang um in sein Büro zu gehen. Bereits nach 13 Monaten wurde er wegen guter Führung aus der Haft entlassen.
Acosta, der nach Vorwürfen aufgrund des damaligen Deals als Justizminister Trumps zurücktreten mußte, entschuldigte sich entsprechend: Ihm sei damals nahegelegt worden, sich aus dem Fall zurückzuziehen. Epstein sei, so Acostas Zitat „über seiner Gehaltsstufe und gehöre dem Geheimdienst an.“3
2019 allerdings schien das Glück den Milliardär verlassen zu haben: Am 6. Juli 2019 wurde Epstein am Flughafen Teterboro verhaftet, als er mit seinem Privatjet aus Paris zurückkehrte. Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte unter anderem aufgrund von Enthüllungen des Miami Herald neue Vorwürfe gegen Epstein vorgebracht. Die Anklage warf ihm vor, zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen Sexhandelsring betrieben zu haben. Demnach solle Epstein zusammen mit Ghislaine Maxwell hunderte minderjährige Mädchen sexuell mißbraucht, zur Prostitution angestiftet sowie Menschenhandel betrieben haben. Aufgrund der umfangreichen bevorstehenden Ermittlungen wurde damals der Prozeßauftakt auf Anfang Juni 2020 festgelegt.4
Doch bereits drei Wochen nach Haftantritt wurde Epstein am 23. Juli 2019 bewußtlos in seiner Zelle aufgefunden. Die Meldungen einiger Medien, die von einem Angriff auf den Häftling berichtet hatten, wurden durch die verantwortliche Haftanstalt, das Metropolitan Correctional Center in Manhattan, dementiert, ohne daß die wahre Ursache der festgestellten Halsverletzungen bei Epstein offengelegt wurde. Am 10. August 2019 wurde der inhaftierte Milliardär dann erneut bewußtlos in seiner Zelle aufgefunden, kurz darauf wurde in einem Krankenhaus sein Tod festgestellt. Obgleich der isolierte Häftling unter ständiger Beobachtung gestanden hatte und als gefährdet galt, soll er sich selbst erhängt haben. Zwei Gefängniswärter, die die Zelle alle 30 Minuten zu kontrollieren hatten, wurden aufgrund angeblicher Versäumnisse im Dienst entlassen. Doch warum sollte sich Epstein, der mit seinem Filmmaterial „große Teile der US- und Weltelite am Kragen hatte“, noch vor Prozeßbeginn umbringen, wenn er doch immer noch auf eine Rolle als Kronzeuge gegen andere Pädophile hoffen konnte?
Ein Motiv wäre sicherlich die Gewißheit gewesen, die Justiz unter einem US-Präsidenten Trump nicht so einfach erneut zu einem Deal überreden zu können. Daß es überhaupt zur Anklage kam, ist dabei übrigens die beste Widerlegung der Darstellung hiesiger Medien, wonach Epstein eng mit Trump befreundet gewesen sei. Sehr viel wahrscheinlicher als ein Selbstmord, der in dieser Haftanstalt nur ein einziges Mal in 40 Jahren vorgekommen ist, wäre daher ein Mord. Dafür spricht neben der unerklärlichen Unachtsamkeit der Wächter die vorgebliche Funktionsunfähigkeit von zwei Kameras im betreffenden Zellentrakt und die fehlenden Werkzeuge, um sich selbst umzubringen. Rudolph Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York, äußerte entsprechend in einem Interview mit Fox-News sein Befremden über die Aussagen des Gefängnispersonals und spekulierte, ob hier ein Mord stattgefunden haben könnte.
Allerdings gibt es noch eine weitere Möglichkeit, die unter anderem Autor Gerhard Wisnewski aufgriff: Möglicherweise wurde der Tod Epsteins lediglich vorgetäuscht, um ihn unauffällig aus dem Gefängnis evakuieren zu können. Dafür sollen Bilder sprechen, die den Abtransport des vorgeblich bereits toten Milliardärs zeigen, und in markanten Details abweichen, vor allem bei Nasen- und Ohrenform. Auch sei auffällig, daß die Sanitäter Beatmungsgeräte - die mehr als eine Stunde nach seinem offiziellen Tod sowieso keine Rolle mehr spielen - falsch handhaben, ganz so, als handele es sich gar nicht um Sanitätspersonal. Auffällig zudem ist eine zwei Tage vor dem Tod testamentarisch festgelegte Übertragung seines Vermögens von 577 Millionen Dollar auf eine Treuhandstiftung. Die Annahme, daß der jüdisch-stämmige Epstein im israelischen Zeugenschutzprogramm einen geruhsamen Lebensabend verbringt, sorgt vor allem bei seinen Opfern für großes Unbehagen.
Anmerkungen
1 Gerhard Wisnewski: Verheimlicht, vertuscht vergessen. Jahrbuch 2020, S. 170.
2 Ebenda, S. 172.
3 Ebenda, S. 171.
4 Nach Wikipedia: Jeffrey Epstein.
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